Deutschlands
Top-Fahrradstädte
Wie gut sind deutsche Großstädte aufgestellt?
Das Fahrrad erobert die Stadt zurück
In vielen Kreisen lanciert das Fahrrad zum wichtigsten urbanen Statusobjekt und ist Ausdruck von Freiheit und Unabhängigkeit. Das Rad ist nicht nur umweltfreundlich, kostengünstig, gesundheitsfördernd und platzsparend, sondern auf kurzen Strecken oft auch das schnellste Fortbewegungsmittel, um von A nach B zu kommen. Um den Massen in den öffentlichen Verkehrsmitteln zu entkommen, haben in der Corona-Pause viele Menschen die Lust am Radfahren wiederentdeckt. Werkstätten und Fahrradeinzelhandel können sich vor Kunden kaum retten und Experten prognostizieren, dass dieser Fahrradboom anhalten wird. Ein attraktiver Radverkehr verbessert die Lebensqualität in den Städten. Nicht umsonst gehören die international bekanntesten Fahrradstädte Amsterdam und Kopenhagen zu den lebenswertesten Städten weltweit (Mercer, 2019).
Gute Basis für mehr Radverkehr
Ob deutsche Städte da mithalten können, haben wir mit Hilfe einer ausführlichen Untersuchung des Fahrradklimas in 78 Städten in Deutschland überprüft. Aus Gesprächen mit unseren Kunden wissen wir, dass der Wunsch nach mehr Lebensqualität eine der größten Antriebsfedern für ein Eigenheim ist. Wenn es um die Gestaltung einer fahrradfreundlichen Verkehrsinfrastruktur geht, sind die Kommunen am Zug. Die Ausgangslage könnten kaum besser sein: Jeder dritte Haushalt in Deutschland besitzt bereits ein Fahrrad (ADFC, 2019) und Innovationen, wie E-Bikes, Lastenräder oder Fahrradanhänger für Familien, erweitern die Nutzerzahlen fortlaufend. Gleichzeitig nimmt der Autoverkehr in den Großstädten ab (Deloitte, 2020).
Viele deutsche Städte wissen um das große Potenzial des Fahrrads und haben bereits entsprechende Radverkehrskonzepte auf den Weg gebracht. Die folgende Rangliste der besten Fahrradstädte Deutschlands zeigt, in welchen Städten die Umsetzung der Konzepte besonders gelungen ist und wo es noch Verbesserungspotenzial gibt.
Inhalt:
Auswertungsergebnis
* (100-0)
Methodik
Um eine Rangliste der besten Städte für Radfahrer zu erstellen, wurden alle 81 Großstädte (Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern) in Deutschland auf Einflussfaktoren untersucht, an denen sich die Attraktivität der städtischen Infrastruktur für den Radverkehr messen lassen. Aufgrund fehlender oder unvollständiger Daten und um die Vergleichbarkeit sicherzustellen, konnten Bremerhaven, Mönchengladbach und Salzgitter in der Untersuchung nicht berücksichtigt werden. Alle Einflussfaktoren tragen gleichwertig zum Auswertungsergebnis bei. Die Untersuchung wurde vor dem 1. September 2020 durchgeführt.
Einflussfaktoren und Quellen
Radwege:
Die Verbreitung von Radfahrstreifen als Teil des Gehwegs oder der Fahrbahn und anderen Sonderwegen für den Radverkehr gibt einen Eindruck über die Bedeutung des Radverkehrs in den infrastrukturellen Maßnahmen der Stadt wieder. Die Länge der Radwege in Kilometern wurde einzeln und manuell mit Hilfe der Daten von Open Cycle Map berechnet. Da es sich bei den Daten um gemeinschaftlich zusammengetragene Informationen handelt, sind die Ergebnisse (Länge der Radwege in km) als ein Indikator zu betrachten. Die tatsächliche Länge der Radwege kann abweichen.
Radfahrer-Zufriedenheit:
Die allgemeine Zufriedenheit von Radverkehrsteilnehmern gibt einen Eindruck darüber wieder, wie die Qualität der Radverkehrsinfrastruktur wahrgenommen wird. Es wird angenommen, je besser die Infrastruktur, desto zufriedener äußern sich die Radfahrer. Die Informationen zur Zufriedenheit der Radfahrer wurden dem Fahrradklima-Test 2018 (Gesamtergebnis), einer Umfrage mit ca. 170.000 Teilnehmern, des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) entnommen.
Radsport-Strecken:
Fahrradfahren gehört zu den beliebtesten Outdoor-Sportarten in Deutschland. Eine große Vielfalt an Fahrradrouten weist auf eine große Attraktivität der Stadt für Radsportler auf. Die Gesamtzahl der Radsport-Strecken wurde der Radsport-Community Bikemap (Radrouten) entnommen. Bei der Gesamtzahl handelt es sich um gemeinschaftlich zusammengetragene Informationen, daher sind die Ergebnisse als ein Indikator zu betrachten. Die tatsächliche Gesamtzahl der Radsport-Strecken kann abweichen.
Fahrrad-Einzelhandel:
Die große Vielfalt an Fahrradgeschäften, Zweiradwerkstätten und Fahrradverleihern lässt auf einen regen Radfahrverkehr und damit auf eine attraktive Radinfrastruktur schließen. Die Gesamtzahl an Einzelhändlern wurde mit Hilfe der Bewertungsplattform Yelp ermittelt. Es wurden nur Einträge gezählt, die unter den Schlagworten “Fahrrad & E-Bike”, “Fahrradverleih” und “Fahrradwerkstatt” gelistet waren. Bei der Gesamtzahl handelt es sich um gemeinschaftlich zusammengetragene Informationen, daher sind die Ergebnisse als ein Indikator zu betrachten. Die tatsächliche Gesamtzahl der Einzelhändler kann abweichen.
Stau:
Stockender Verkehr und Autostaus haben, aufgrund der kurzfristig erhöhten Feinstaubkonzentration, einen negativen Einfluss auf am Verkehr teilnehmende Radfahrer, selbst wenn Radwege am Stau vorbei führen (vgl. Strak, M., Boogaard, H., Meliefste, K., Oldenwening, M., Zuurbier, M., Brunekreef, B., & Hoek, G. (2010). Respiratory health effects of ultrafine and fine particle exposure in cyclists. Occupational and environmental medicine, 67(2), 118–124). Die Informationen über Staus wurden anhand von Fahrzeitanalysen auf Basis von Fahrzeitdaten von Google Maps ermittelt. Das Ergebnis stellt die prozentuale Mehrzeit bei stockendem Verkehr oder Stau gegenüber fließendem Verkehr dar. Beispiel: Die Fahrzeit eines Autofahrers X für eine Strecke A bei fließendem Verkehr beträgt 4 Minuten. Die Fahrzeit eines Autofahrers X für eine Strecke A bei stockendem Verkehr oder Stau beträgt 9 Minuten. Die prozentuale Mehrzeit bei stockendem Verkehr beträgt 150 %. Je kleiner die prozentuale Mehrzeit, desto attraktiver wurde die Stadt für den Radverkehr bewertet.
Verkehrsunfälle:
Die Gesamtzahl der in Verkehrsunfälle verwickelte Radfahrer lässt auf die Qualität der Radverkehrinfrastruktur schließen. Eine bessere Infrastruktur führt zu mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer. Die Angabe über verunglückte Radfahrer pro 100.000 Einwohner wurden primär den letzten verfügbaren Verkehrsstatistiken der lokalen Polizeipräsidien entnommen. Für Städte ohne verfügbare Verkehrsstatistik wurde der Durchschnittswert des Bundeslandes angegeben.
Berechnung
Um die Ergebnisse aller untersuchten Städte in einem Einflussfaktor miteinander vergleichen zu können, wurden die Ergebnisdaten auf einer Punkteskala von 0 bis 100 standardisiert. Die Stadt, die im jeweiligen Einflussfaktor höchste Attraktivität für Radfahrer aufwies, erhielt die Punktzahl 100. Die Stadt, die im jeweiligen Einflussfaktor die niedrigste Attraktivität für Radfahrer aufwies, erhielt die Punktzahl 0. Die Punktzahl aller anderen Städte ordnete sich ihrem Ergebnis entsprechend zwischen 0 und 100 ein. Das Auswertungsergebnis ergab sich aus der Summe der Punkte aller Einflussfaktoren.
Für die Standardisierungen wurde die folgende Normalisierungsformel genutzt: